Synergien zwischen Lean Management, Theory of Contraints und Six Sigma

Die Managementphilosophien Lean Management, Theory of Contraints und Six Sigma haben über die Jahre ihren Nutzen in vielen verschiedenen Unternehmen eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Dabei wurde oft zwischen den Managementtheorien entschieden. Eine kritische Betrachtung der Vor- und Nachteile einer stärken-orientierten Implementierung ist im Detail nicht erfolgt. Im Ergebnis wurde am Ende des Bewertungsprozesses eine Grundsatzentscheidung für eine der Theorien getroffen. Aufgrund der Komplexität und der Einzigartigkeit eines jeden Unternehmens können die spezifischen Handlungsbedarfe und abgeleiteten Anforderungen der Unternehmen nicht vollumfänglich bedient werden. Jede der einzelnen Theorien beschreibt in seiner Art ein standardisiertes Vorgehensmodell, welches aus einem spezifischen Unternehmenskontext abgeleitet worden ist. Über die Jahre wurden die Managementtheorien weiterentwickelt und präzisiert. Nichtsdestotrotz bildet keine der Theorien für sich alleine genommen den allumfassenden Standard. Die Theory of Constraints, Lean Management sowie Six Sigma als jeweils eigenständige Managementphilosophie weisen zum einen in vielen Bereichen Redundanzen und Parallelen auf, die sich gegenseitig verstärken und zum anderen entstehen Synergien, da die Methoden in Kombination noch effizienter und zielgerichteter sind.

Synergien zwischen Lean, ToC und Six Sigma identifizieren

Die Symbiose aus ToC, Lean Management und Six Sigma (TLS) führt zu einer hybriden Managementphilosophie, die die stärken der drei Methoden optimal Verknüpft und somit die Effizienz und schließlich die Perfomance der Organisation nachhaltig steigert.

Eine starre Fokussierung auf eine der drei Philosophien würde ein hohes Potential an Verbesserungen vernachlässigen.  Damit die möglichen Synergien aus allen drei Methoden generiert werden können, müssen die verschiedenen Anwendungsmethoden verschmolzen werden. Die Grundlage bildet dabei die Methode der 5 Focusing Steps aus der ToC, die punktuell durch die Anwendungen und Werkzeuge aus dem Lean Management und Six Sigma ergänzt wird. Ziel ist es, unter Führung der ToC-Philosophie eine Managementmethode zu implementieren, die einen robusten und reproduzierbaren Ablauf widerspiegelt. Dabei bildet die Systemtheorie die Grundlage des unternehmerischen Handelns.

 

 

Das optimale Qualitäts-Kosten-Niveau erreichen

Aus der Betrachtung der Qualitätskostenkurve wird deutlich ersichtlich, dass eine reine Fokussierung auf die lokale Kosteneffizienz nicht Ziel führend ist. Dadurch kann eine falsche Priorisierung von Maßnahmen erfolgen, was den gegenteiligen Effekt, nämlich die Steigerung von Kosten zur Folge hat. Die dadurch verursachten Fehlentscheidungen binden wichtige Ressourcen im Unternehmen und behindern den Prozess der kontinuierlichen Verbesserung.

Die Gesamtqualität des Prozesses und somit die Qualität des Outputs ist die entscheidende Größe und bildet die Grundlage für die effiziente Entscheidungsfähigkeit. Dabei ist es wichtig das Qualitätskostenoptimum im Punkt B zu erreichen. Befindet sich der Prozess unterhalb des Punktes B wird ein großer Anteil an Ausschuss produziert, was den Durchsatz negativ beeinflusst und damit den Rohertrag schmälert. Darüber hinaus wird die Kundenzufriedenheit auf Grund mangelnder Qualität nachhaltig beeinflusst, was zu einem erhöhten Aufkommen an Kundenreklamationen führen würde.

Liegt der Prozess oberhalb des Qualitätskostenoptimums werden Management- und Personalressourcen im Unternehmen verschwendet, da neben dem Engpass gleichwertig vor- und nachgelagerte Prozessschritte optimiert werden. Erst unter Berücksichtigung des Engpasses und einer gezielten Optimierung kann das Qualitätskostenoptimum am effektivsten erreicht werden. Ziel ist es, unter Betrachtung der Systeminterdependancen gezielt am Engpass das Gesamtsystem und somit den Output zu optimieren. Dabei kommen unterstützend die Methoden aus dem Lean Management und Six Sigma zum Einsatz, wodurch wiederum die Effizienz bei der Zielerreichung, nämlich das Qualitätskostenoptimum, gesteigert wird. Neben der reinen Engpass-optimierung werden ebenfalls die vor- und nachgelagerten Prozessschritte optimiert, jedoch nur bis zu der Grenze, bei der der Engpass nicht behindert wird. Aus diesem Grund werden die Abhängigkeiten unter den einzelnen Prozessschritten immer wieder zur Analyse herangezogen, um eine schädliche Optimierung zu verhindern.

 

integriertes Datenmanagement

Viele Unternehmen generieren und verwalten täglich einen großen Datenbestand. Oft werden diese Daten nicht intelligent miteinander verknüpft, wodurch Nutzen-Potentiale ungenutzt bleiben. Stattdessen erfolgt ein Kopieren von Daten und Informationen, was zu redundanter Datenhaltung, insbesondere über Bereichsschnittstellen, führt. Dieser Umstand bedingt wiederum eine mangelnde Datenqualität, die sich in inkonsistenten, veralteten und widersprüchlichen Daten äußert. Dadurch wird die Effizienz der Prozesse negativ beeinflusst und die Prozessbeteiligten sind täglich mit der manuellen Aufbereitung (Bsp.: Beschaffung, Mapping, Verknüpfung, etc.) von Daten beschäftigt.

Integriertes Datenmanagement zur Effizienzsteigerung und zur Schließung von Plan-Ziel-Lücken

Durch die Digitalisierung der Geschäftsprozesse können die generierten Daten intelligent miteinander verknüpft werden. Dabei besteht das Datenmanagement primär aus der Haltung, Verknüpfung und der Bereitstellung der unterschiedlichen, im digitalen Planungsprozess generierten Daten. Die Herausforderung des Datenmanagements besteht im Allgemeinen in den unterschiedlichen Datentypen und -quellen sowie der Vielzahl der bei der Datenhaltung und -bereitstellung beteiligten Interaktionsgruppen im Unternehmen.

Das integrierte Datenmanagement gewinnt in den Unternehmen immer mehr an Bedeutung. Die Produktivität der Geschäftsprozesse wurde über die Jahre durch das Heben von Effizienzen durch die Steigerung der Modularität, Generizität, Transparenz sowie der Integration von Prozessabläufen gesteigert. Durch die Fokussierung der Prozessorientierung und der Implementierung von Prozessmodellen wurden hoch effiziente, stabile, standardisierte und robuste Prozesse in den Organisationen verankert. Eine weiteres Steigerungspotential der Prozesseffizienz liegt in der Digitalisierung sowie der intelligenten Verknüpfung der vorliegenden Prozessoutputaten. Dadurch können die Plan-Ziel-Lücken in Bezug auf die Kosten sowie die Qualität effektiv geschlossen werden.

Nutzenpotentiale erkennen und heben – Daten intelligent verknüpfen

Zur Erreichung der zukünftigen Unternehmensziele stellt die intelligente Verknüpfung von Daten einen wesentlichen Erfolgsfaktor dar. Insbesondere die Verknüpfung von Produkt-, Prozess- und Qualitätsdaten birgt ein großes Nutzenpotential. Dadurch können die Welten der Vorgangs-Orientierung sowie der Bauteil-Orientierung in Bezug zueinander gesetzt werden. Des Weiteren können aktuelle und verbindliche Produktinformationen bereits in der Prozessplanung im Planungsprozess verwendet werden. Eine Visualisierung des Produktes inkl. Zustandsinformation kann je Arbeitsstation erfolgen. Darüber hinaus stehen immer konsistente und gültige Informationen bzgl. des Verbauortes eines Bauteils zur Verfügung. Über ein Realtime-Reporting werden schadhafte Bauteile und die verursachenden Lieferanten frühestmöglich erkannt und der verbauenden Arbeitsstation automatisch zugeordnet. Fehler im Prozess können so schneller identifiziert und Fehlerbeseitigungs- und Fehlerabstellmaßnahmen initialisiert werden. Ersatzbestellungen können unmittelbar ausgelöst und der Reklamationsprozess in Richtung Lieferant direkt initialisiert werden.

 

Herausforderungen in der Luftfahrt

Gemessen an der Anzahl Passagiere ist der weltweite Passagierluftverkehr im Jahre 2017 auf 4 Milliarden Passagiere gewachsen. Bis 2036 sollen sich die Passagierzahlen weltweit annähernd verdoppeln, auf dann 7,8 Milliarden Fluggäste. Um dieses Wachstum zu bedienen, bestellen die Airlines neue und effiziente Single Aisle und Long Range Flugzeuge bei den OEMs (Airbus, Boeing, Embraer) und bauen ihre Flotten sukzessive aus. Neben den etablierten Marktteilnehmern drängen neue Airlines auf den Markt. Insbesondere Low-Cost-Carrier versuchen den etablierten Airlines Marktanteile streitig zu machen und sowohl auf der Kurz- als auch auf der Langstrecke Marktanteile zu gewinnen. Aus diesem Grund ist ein hoher Wettbewerbsdruck im Markt, der sich wiederum auf die Ticketpreise und Erlöse der Airlines auswirkt.

Fokus Produktions-Backlog – Airbus und Boeing verfügen über ein Auftragsbestand von 9 Jahren basierend auf den aktuellen Produktionsplänen

Boeing als auch Airbus haben einen Gesamtauftragsbestand, der eine Auslastung des Produktionsnetzwerkes über mehrere Jahre garantiert. Die Kunden aber müssen entsprechend lange Lieferzeiten in ihre strategischen Entwicklungen einkalkulieren. Als Resultat dieses Ungleichgewichtes zwischen Angebot und Nachfrage kann ein Teil des Marktvolumens nicht bedient werden und neue Hersteller wagen den Markteintritt. Insbesondere Flugzeughersteller aus Russland und China, die mit Low-Cost-Maschinen werben und von den Premiumherstellern signifikante Marktanteile gewinnen wollen. Im Sinne der Marktsituation, der Wirtschaftlichkeit und auch der Konkurrenzfähigkeit ist das Ziel nicht nur der OEMs, sondern allen Branchenbeteiligten klar: Steigerung der Produktionsrate!

Fokus Supply Chain – ganzheitliche Betrachtung zur Beherrschung der Komplexität und nachhaltigen Steigerung von Produktionsraten

Neben dem Wachstum der Kapazitäten in den Flugzeugwerften der Hersteller, muss die gesamte Supply-Chain robust und nachhaltig die Ausbringungsrate steigern. Die komplexe Zulieferkette verlangt ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen den OEMs sowie den weltweiten Zulieferern. Nur in der Betrachtung der Komplexität des Gesamtsystems können die Herausforderungen nachhaltig durch effiziente und effektive Lösungen bewältigt werden. Diese Lösungen haben nicht nur den Anspruch auf schlanke und robuste Prozesse, sondern auch auf Unterstützung durch eine einheitliche und durchgängige IT-Landschaft zur Steigerung der Effizienz im Gesamtsystem.

Herausforderungen

  • Effizienzsteigerung in den Logistikprozessen /-strukturen, sowohl intern als auch entlang der SupplyChain
  • Effizienz- und Leistungssteigerung in den Produktions-Prozessen, um Ansprüche an stetig steigende Produktionszahlen zu gewährleisten
  • Effiziente und robuste Prozesse und hoher Qualitätsstandard bei der Serienproduktion
  • Steigerung der zeitlichen Fertigstellung von Baugruppen bei gleichbleibend hoher Qualität
  • Sicherung des hohen Qualitätsstandards beim Einsatz neuer Materialen und Technologien (CFK, additive Fertigungsverfahren)
  • Deutliche Verringerung der Fehlteile in der gesamten Supply Chain
  • Gewährleisten eines durchgängigen Taktprinzips für effiziente Abläufe in der Montage
  • IT-Unterstützung der Prozesse auf dem neuesten IT-Standard
  • Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und Senkung der Kosten

Lösungsansätze

Qualität in der Versorgungskette (QM & SCM)

  • Steigerung der Anlieferqualität/0KM bei gleichzeitiger Sicherung der geforderten Stückzahlen zur Vermeidung von Prozessstörungen
  • Management von Sublieferanten und Integration in die Entwicklungsprozesse durch den Einsatz von Reifegradmodellen
  • Ganzheitliche Betrachtung der Qualität in der Supply Chain vom Lieferantenauswahlprozess, der Serienentwicklung, der Industrialisierung sowie der Absicherung mittels Nachweis der Produktionsfähigkeit unter Serienbedingungen bis zur Requalifikation in der Serie.

Effizienzsteigerung im PEP

  • Verkürzung von Entwicklungszeiten durch die gezielte Vergabe von Subkomponenten an ausgewählte Sublieferanten
  • Beherrschung der Komplexität der Schnittstellen im Risk-Sharing-Verbund (n-Tier/1st-Tier/OEM)
  • Steigerung der Effizienz in Entwicklungs- und Produktionsprozessen durch die intelligente Verknüpfung von Produkt-/Prozess und Qualitätsdaten

Anforderungsmanagement (Requirements Management)

  • Implementierung eines durchgängigen und kontinuierlichen Anforderungsmanagements zur gezielten Erhebung (Eigenschaft/Funktion), Einsteuerung (LH, Entwicklung) und Nachverfolgung (Absicherung, Testmanagement) von Anforderungen
  • Aufsetzten eines Lessons Learned-Prozesses zur strukturierten Betrachtung von Stärken und Schwächen im Entwicklungsprozess

Produktion (-sanlauf)

  • Steigerung der Produktionsrate durch die Standardisierung und Stabilisierung von Produktionsprozessen sowie der gezielten Eliminierung von Engpässen mittels wertschöpfungsorientierter Produktionssysteme
  • Frühzeitige Absicherung der Produktionsprozesse durch den gezielten Einsatz von virtuellen und Hardware-Absicherungsmethoden zur produktionstechnischen Integration des Produktes.